Dein 5 Punkte Plan gegen schlechte Angewohnheiten bei deinem Pferd und natürlich auch bei dir

Wenn du immer das selbe tust und denkst wirst du auch immer das selbe Ergebnis bekommen!

Gerade im Umgang mit neuen Schülerinnen und ihren Vierbeinern erlebe ich häufig, dass der Alltag von bestimmten Denkmustern und leider auch oft ungünstigen Angewohnheiten geprägt ist.
Das Pferd schubst und drängelt, zieht seinem Besitzer den Futtereimer aus der Hand, nimmt den Kopf beim Halftern oder Trensen so hoch, dass man eine Leiter bräuchte oder lässt sich schlecht Führen.
Sicher kennst du solche Beispiele auch zur Genüge. In kaum einem Stall kann man sie nicht finden und wenn wir ehrlich sind: Leider schleichen sich auch bei uns selbst manchmal schlechte Gewohnheiten ein.
Denn nicht nur unsere Pferde sind Mustertiere, sondern auch wir.
Viele dieser schlechten Angewohnheiten übernehmen wir ganz unbewusst und merken gar nicht, wie sehr sie uns im Alltag einschränken.
Da gibt es die „Vögelchen“, die ständig schnalzen und pfeifen, um ihr Pferd anzutreiben, die
„Griesgrämigen“, die ihr Pferd in Dauerschleife tadeln, aber auch die „Klopfer“, die ihre Pferde zum Lob so stark auf den Hals schlagen, dass man es noch einige Meter weiter hört.
Vielleicht hast du jetzt beim Lesen schon das ein oder andere Mal schuldbewusst lächeln müssen, weil du dich ertappt gefühlt hast oder du gleich an jemanden denken musstest, der ein Paradebeispiel für solche Gewohnheiten ist.
Fragen wir Freunde und Familie, so haben wir sicher auch im „normalen“ Alltag einige Angewohnheiten, die den anderen auf die Nerven gehen und die sie gerne eliminieren würden, aber darum soll es hier nicht gehen: Jeder Mensch hat bestimmte Eigenschaften, die andere Menschen besonders liebenswürdig oder besonders nervig finden und das ist auch gut so!
Wir müssen nicht allen gefallen und die Menschen, denen wir wirklich wichtig sind, sehen über diese kleinen Schwächen sicher auch gerne hinweg.
Mir geht es im heutigen Beitrag eher um die Gewohnheiten und damit verbundenen Denkmuster, die dich im Umgang mit deinem Pferd davon abhalten, eine wirklich tiefe Beziehung zu deinem Pferd aufzubauen und die Ergebnisse zu erzielen, die du dir wünscht!
Aber beginnen wir doch zunächst ganz wissenschaftlich-klassisch mit einer Definition: Eine Gewohnheit wird durch den Duden definiert als: „durch häufige und stete Wiederholung selbstverständlich gewordene Handlung, Haltung, Eigenheit; etwas oft nur noch mechanisch oder unbewusst Ausgeführtes“.
Das bedeutet, dass eine Gewohnheit sowohl häufig wiederholt wurde und sich inzwischen tief im
Verhalten eingebrannt hat, als auch unreflektiert und unbedacht ausgeführt wird. Diese beiden Faktoren machen es besonders schwer, schlechte Gewohnheiten abzulegen.
Wer sich selbst zum Beispiel das Rauchen abgewöhnt hat, weiß, dass es besonders schwer ist, auf die Zigarette zu verzichten, wenn man es in bestimmten Situationen getan hat, wie zum Beispiel nach dem Essen.
Man hat sich einfach daran gewöhnt und tut es ohne darüber nachzudenken.
Wie man es trotzdem schaffen kann, alte Gewohnheiten abzulegen, erkläre ich dir später.
Wie unterscheiden sich nun Gewohnheiten von Denkmustern?
Denkmuster werden vom Duden definiert als „gedanklich konzipiertes Muster der Funktion oder
Struktur von etwas, hypothetischer Entwurf“.
Ein Denkmuster ist also gewissermaßen eine Struktur, die wir uns in unserem Gehirn zurechtlegen, während eine Gewohnheit die Ausführung einer Tätigkeit ist. Während wir also bei einem Denkmuster (noch) nicht selbst aktiv werden, führen wir Gewohnheiten in der Regel (unbewusst) aus.
Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch dennoch: Sowohl Denkmuster als auch Gewohnheiten werden oft unbewusst gebildet und vollzogen.
Sie schleichen sich langsam ein und können nur schwer verändert werden, da Menschen sehr empfänglich für Denkmuster und Gewohnheiten sind und gerne an diesen festhalten.
Aber warum verfallen wir so gerne in Denkmuster und Gewohnheiten? Um das herauszufinden, muss wir uns zunächst bewusst machen, für was wir Denkmuster und Gewohnheiten brauchen.
Menschen sind in der Lage, hochkomplexe Sinnzusammenhänge zu erkennen und viele Informationen gleichzeitig zu filtern und zu verarbeiten.

Trotzdem ist die Welt in ihrer vollen Komplexität für den Menschen nicht verständlich. In jedem
Moment prasseln so viele Reize auf uns und unsere Sinne ein, dass diese unmöglich alle gleichzeitig verarbeitet werden können.
Um dies zu verstehen, kann dir die folgende Übung helfen:
Stelle dich an einen Platz, an dem viel los ist. Zum Beispiel auf den Marktplatz in der Stadt oder, wenn du in einem großen Stall stehst, auch dort an einen Ort, der gerne und viel besucht wird.
Nimm nun wahr, was du sofort registrierst. Was nimmst du direkt wahr und was sticht dir gewissermaßen gleich ins Auge?
Konzentriere dich anschließend auf deine einzelnen Sinne, nimm wahr, was du siehst, hörst, riechst, schmeckst und spürst. Du wirst merken, dass dir mit höherer Aufmerksamkeit und Konzentration immer mehr Dinge auffallen werden.
Beim ersten Versuch hat dein Gehirn direkt gefiltert und Eindrücke ausgeblendet, die dir als nicht wichtig erschienen – und das ist auch gut so!
Wer ständig alles wahrnimmt, kann sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren und wird früher
oder später große Probleme im Alltag bekommen, da derjenige von all den Eindrücken erdrückt
werden würde.
Ein zweiter wichtiger Faktor, dem wir uns bewusst werden müssen, ist Folgendes: Menschen sind
Mustertiere. Wir lieben Routinen, denn sie geben uns Sicherheit und gestatten uns, dass wir uns in
unserer komplexen Welt zurechtfinden.
Auch hier ein einfaches Beispiel: Nach einem langen Tag im Stall beschließt ihr, gemütlich im
Reiterstübchen Pizza zu essen. Du studierst also gefühlt stundenlang die lange Liste des Lieferservices und liest dir hunderte von Variationen durch, die durchaus interessant klingen. Und trotzdem entscheidest du dich für die Pizza Funghi, wie eigentlich immer.
Na, ertappt? Glaub mir, das ist ein völlig normales Verhalten! Wir lieben es, wenn wir das Gefühl
haben, wir hätten etwas unter Kontrolle und wüssten, was auf uns zukommt.
Doch nicht nur die Bestellung beim Pizza-Lieferservice ist oft von Gewohnheiten geprägt. Auch unser Alltag mit unseren Pferden ist voll von Denkmustern und Routinen.
Manchmal sind es sehr offensichtliche, wie etwa ein bestimmtes Vorgehen beim Misten des Stalles oder die immer gleiche Reihenfolge beim Hufe auskratzen.
Doch manchmal sind die Routinen auch etwas subtiler und müssen uns erst wieder bewusst gemacht werden.
Klopfe ich mein Pferd zur Belohnung kräftig auf den Hals statt es vielleicht lieber mit einer Pause zu belohnen? Oder mache ich mir beim Aufsteigen bereits Gedanken, dass der Rechtsgalopp wieder so schrecklich steif werden wird wie die letzten Male?
Grundsätzlich kann man sagen, dass es gute, schlechte und „neutrale“ Denkmuster und
Verhaltensweisen von uns im Umgang mit unseren Pferden gibt.
Zu jedem ein kurzes Beispiel:
Ein sehr destruktives Denkmuster wäre etwa der Gedanke: „Ich kann das nicht!“. Dieser Gedanke zerstört nicht nur das eigenen Selbstwertgefühl, er verhindert auch sehr sicher, dass wir uns selbst die Möglichkeit
geben, um zu wachsen. Wie wir solche destruktiven Denkmuster verändern können, erkläre ich dir später. Ein Beispiel für eine hilfreiche/gute Gewohnheit wäre vielleicht das automatisierte Aufsetzen des Reithelms bevor ich aufs Pferd steige.
Dieses Verhalten hat sich eingeschliffen und ich muss nicht mehr darüber nachdenken, es zu tun.
Gleichzeitig ist es mir dienlich, da es meine Sicherheit beim Reiten verstärkt.
Auch der reflexartige indirekte Zügel statt das Ziehen an beiden Zügeln, wenn etwas außer Kontrolle gerät, kann eine solche gute Gewohnheit sein.
Die eben beschriebene, immer gleiche Reihenfolge beim Hufe geben könnte ein Beispiel für eine
„neutrale“ Gewohnheit sein. Zwar entsteht nicht unbedingt ein Schaden oder ein großer Nutzen
(zumindest nicht bei jedem Pferd), allerdings sollten wir uns auch diese Gewohnheiten unbedingt vor Augen führen, damit wir sie gezielt steuern und zu unserem Nutzen verändern oder beibehalten können.
Auch hierfür ein Beispiel: Ein junges Fohlen, das von seinem Charakter her eher unsicher und ängstlich ist, findet vielleicht Sicherheit darin, wenn wir die Hufe immer in der gleichen Reihenfolge aufheben. DieSituation wird dann vorherseh- und für das Fohlen berechenbar.

Ein sehr sicheres und cleveres Pferd durchschaut diese Routine ebenfalls, nutzt sie jedoch vielleicht zu unserem Nachteil und macht sich einen Spaß daraus, immer genau den Huf wegzuziehen oder zu belasten, den wir als nächstes greifen möchten.

Hier könnte es dann möglicherweise helfen, die Reihenfolge immer wieder zu verändern, um das Pferd aufmerksam zu halten und es spielerisch zu fordern.
Nimm dir an dieser Stelle ruhig mal ein paar Minuten Zeit und überlege, welche Denkmuster und
Gewohnheiten sich bei dir im Umgang mit deinem Pferd eingeschlichen haben.
Notiere sie dir und erweitere die Liste bei Gelegenheit.
Versuche anschließend einzuordnen, ob die aufgelisteten Punkte eher positiv (+), negativ (-) oder neutral (+/-) sind.
Sicher möchtest du nun die negativen Denkmuster und Routinen stoppen oder in etwas weniger
destruktives umwandeln und die Liste vielleicht um den ein oder anderen positiven Aspekt ergänzen.
Allerdings weißt du ja aus eigener Erfahrung und vom Beginn des Blogbeitrags, wie schwer es tatsächlich ist, alte Gewohnheiten loszulassen oder zu verändern.
Doch nur, weil es schwierig ist, heißt es nicht, dass es unmöglich ist!
Ich habe ein paar Tipps für dich gesammelt, wie du es dennoch schaffen kannst:
Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch!
Mit der Liste, die du dir gerade eben erstellt hast, hast du den ersten schweren Schritt schon geschafft – um Denkmuster und Gewohnheiten verändern zu können, müssen wir uns derer zunächst bewusst werden!
Nur, wenn wir über die Anwesenheit der negativen Routinen Bescheid wissen, können wir sie auch
angehen.
Du hast noch keine Liste geschrieben? Dann aber los, ich verspreche dir, es lohnt sich!
Nachdem du dich nun intensiv reflektiert hast (kein sehr schöner Schritt, sich einzugestehen, dass man häufig sehr destruktiv mit sich und seinem Pferd ist, ich weiß), kannst du nun zum etwas angenehmeren
Teil übergehen: Überlege dir, wie du die schlechten Angewohnheiten positiver gestalten kannst.
Hier kommt noch einmal das Denkmuster von vorhin zum Tragen: Statt „Ich kann das nicht.“ könntest du zum Beispiel „Ich kann das NOCH nicht.“ aufschreiben.
Notiere dir so viele positive Beispiele wie möglich und suche dir Unterstützung, wenn du nicht weißt, wie du eine schlechte Gewohnheit verändern sollst. Statt zu klopfen, könntest du streicheln, statt ständig zu schnalzen, könntest du die Zunge kurz an den Gaumen pressen usw.
Wichtig: Manchmal kann es sinnvoll sein, wenn man sich kleine „Brücken“ baut, gerade wenn man
eine Gewohnheit einfach nur „löschen“ möchte, dies aber nicht gleich kann (Beispiel: schnalzen).
Nun hast du eine super positive Liste mit tollen Denkmustern und Gewohnheiten! Jetzt nichts wie raus zum Pferd und diese etablieren!
Aber auch hier solltest du etwas sehr Wichtiges beachten: Versuche nicht sofort ALLE Denkmuster und Gewohnheiten zu erneuern, sondern fange klein an. Nimm dir zunächst etwas vor, was dir möglichst leicht fällt und worauf du dich zunächst fokussieren kannst.
Mit jedem Erfolgserlebnis wird sich deine Motivation und Lust steigern, noch mehr zum Positiven zu verändern und du kannst auch die alten und hartnäckigen Fälle angehen.
Gib dir aber auch unbedingt die Zeit, die es braucht! Rechne damit, dass du mehrere Wochen, bei sehr fest verankerten Gedanken und Handlungen auch mehrere Monate hart an dir arbeiten musst.
Aber du wirst sehen – es lohnt sich! Denn es wird die Beziehung zu deinem Pferd und auch deine
Beziehung zu dir selbst auf ein ganz neues Level heben!
Der letzte Punkt, den ich unbedingt ansprechen möchte, ist: Erlaube dir Fehler!
Wir alle machen Fehler und Rückschritte. Doch ein Rückschritt ist immer noch ein Schritt und gehört zum Lernprozess dazu.
Werfe nicht sofort das Handtuch, wenn du EINMAL in ein altes Muster gefallen bist, sondern reflektiere die Situation und versuche beim nächsten Mal einfach etwas aufmerksamer zu sein, damit du dem Scheitern vorbeugen kannst.
Wie du jetzt weißt, sind Denkmuster und Gewohnheiten fest im Hirn verankert und wollen dort auch nicht unbedingt so leicht wieder heraus!

Psst! – Wenn dir das jetzt alles etwas viel war: Auf meinem Instagram-Account findest du bei den
Beiträgen noch einmal eine super kurze Zusammenfassung der eben aufgeführten 5 Schritte, wie
du alte Denkmuster loswirst!
Und weil Routine und Wiederholung nicht nur beim Etablieren von guten Gewohnheiten hilft, sondern auch beim Lernen enorm wichtig ist, hier das Wichtigste des heutigen Artikels noch einmal in aller
Kürze:
5 Fakten zu Denkmustern und Gewohnheiten und deren Veränderung:
1. Gewohnheiten und Denkmuster vereinfachen uns den Alltag. Nur durch sie können wir uns in
unserer komplexen Welt überhaupt zurechtfinden.
2. Denkmuster und Gewohnheiten sind tief in unserem Denken und Handeln verankert und
geschehen meist unbewusst. Deshalb ist es so schwierig, sie zu verändern.
3. Schwierig heißt nicht unmöglich! Destruktive Denkmuster und Gewohnheiten können verändert werden. Du kannst es schaffen, wenn du willst!
4. Mit meinem 5-Punkte-Plan kannst du deine negativen Angewohnheiten abstellen oder in etwas
Hilfreiches verwandeln.
5. Wie immer gilt: Alles, was du brauchst, steckt bereits in dir und ich freue mich, wenn du dich
dafür entscheidest, dies mit mir gemeinsam aus dir herauszukitzeln!


Ich wünsche dir eine tolle Zeit mit deinem Pferd und viele konstruktive Denkmuster und Gewohnheiten!
Bis bald,
deine Kathi

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